Budo-Camp auf Schloss Veldenz 2017


Vom 15.-18. Juni 2017 fand das 23. Budo-Camp auf Schloss Veldenz statt. Wie jedes Jahr reisten zahlreiche Teilnehmer an, um in der malerischen Umgebung der Moselburg gemeinsam zu trainieren. Die offizielle Begrüßung der Teilnehmer und Vorstellung der Referenten fand standesgemäß im prachtvollen Rittersaal statt und nach einer kurzen Stärkung begann das Training.

In der ersten Einheit präsentierte Dr. Heinz Schorn eine Kata, welche Elemente aus dem Karate, Tai Jitsu und dem Tai Chi vereinte. Diese diente jedoch nicht allein der Gesundheitserhaltung wie sich in der Bunkai zeigte, denn im Partnertraining offenbarte die Kata einige Selbstverteidigungssequenzen, die alles andere als zimperlich waren. Nach einer kurzen Pause widmete sich Adam Kraska dem Thema Jiu-Jitsu-Kombinationen. Dabei ging es jedoch nicht darum, einfach nur bewährte Kombinationen zu vermitteln, sondern vielmehr um das analytische Verständnis für das Zusammensetzen von Techniken. Stur eine festgelegte Abfolge von Lieblingstechniken „abzuspulen“ ist nicht nur unrealistisch, sondern widerspricht sogar dem wahren Sinn von langen Kombinationen, deren Quintessenz das flexible Reagieren auf das Verhalten des Gegners darstellt. Im Anschluss an das schweißtreibende Training fanden sich die Teilnehmer im Rittersaal ein, wo Adam Kraska einen einstündigen Vortrag über die Geschichte Japans sowie die historische Entwicklung des Jiu Jitsu hielt. Im Anschluss versammelten sich alle um den Grill für einen geselligen Abend.

Jiu Jitsu: flexibles Reagieren und lange Kombinationen in enger Verknüpfung.

Den Freitag eröffnete Markus Speckamp mit Kobudo. In seiner Einheit vermittelte er den Anwesenden den Einsatz des 60-cm-Stabes (tambo). Der Umgang mit der ungewohnten Waffe sollte jedoch nicht die letzte Herausforderung des Tages bleiben, denn nach einer kurzen Verschnaufpause begann die nächste Einheit damit, dass allen Teilnehmern die Augen verbunden wurden. „Sensibilisierung im Gelände“ nannte Thomas Allenstein diese spannende Trainingseinheit. Völlig blind wanderten die Budoka im Gänsemarsch von der Burg hinunter ins Tal und dann jeweils einzeln querfeldein durch den Wald wieder bergauf. Dabei halfen ihnen das Gehör und Kletterseile bei der Orientierung. Selbstverständlich sorgten der Referent und seine zahlreiche Helfer die gesamte Zeit über für die Sicherheit der „Erblindeten“. Fazit: eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung! Am Nachmittag fand die Outdoor-Challenge statt und nachdem Veldenz für viele „Wiederholungstäter“ zu einer zweiten Heimat geworden ist, empfand Michael Allenstein es als angemessen, den Lehrgangsteilnehmern etwas Geschichte und Heimatkunde der Umgebung näherzubringen. Dies fand großen Anklang und alle Gruppen haben fleißig die Umgebung erkundet, um die Ergebnisse am Lagerfeuer zu besprechen.

Entspannung und Stressabbau mit Qigong!

Der Samstagmorgen stand im Zeichen des Qigong. Vor der traumhaften Landschaft weihte Claudia von Lipinski die Jiu-Jitsuka in die Philosophie des Qigong ein, bevor es dann an den praktischen Teil ging. Derart entspannt griff man wieder zu den Augenbinden, denn in der nächsten Einheit unterrichtete Stephan Keldungs Selbstverteidigung mit verbundenen Augen. Obwohl die vorgeführten Verteidigungstechniken sehr effektiv waren, betonte der Referent deutlich, dass es sich hierbei nur um eine Übung zur Schulung der Griffsicherheit und des Tastsinnes handelte.

Selbstverteidigung mit verbundenen Augen – eine ganz neue Erfahrung!

Am Nachmittag ging es weiter mit dem traditionellen Kenjutsu-Training bei Achim und Jan Vennemann sowie einer Prämiere; Jan, der bereits seit vielen Jahren seinem Vater beim Unterrichten assistierte, durfte in diesem Jahr selbst die Leitung des Schwerttrainings übernehmen. Nicht nur der Vorstand sondern auch alle Veldenz-Budoka freuten sich sehr, mit Jan einen wirklich herausragenden Ausnahme-Budoka als Referent gewinnen zu können. Anschließend kamen die Jiu-Jitsuka nochmal so richtig ins Schwitzen als Christian Busch eine lange Kombination präsentierte, bei der zwei Angreifer dem Verteidiger keinen Augenblick zum Durchatmen ließen. Begeistert aber erschöpft ließen sich die müden Krieger im Rittersaal nieder, wo sie bereits ein sehnsüchtig erwarteter Gastdozent begrüßte – Jörg Bauer vom Veldenzer Weingut Bauer. Auf Initiative von Manfred Thull führte der international ausgezeichnete Winzer eine Weinprobe durch, bei der nicht nur sechs hervorragende Weine verköstigt, sondern auch eine Vielzahl spannender Informationen zum Wein, der Herstellung, verschiedenen Rebsorten und vielen anderen Themen geboten wurden. Sowohl die feinen Tropfen als auch der interessante Vortrag weckten große Begeisterung bei allen. Derart eingestimmt ließ man den Abend mit der Lehrgangsparty ausklingen.

Köstliche Weinprobe im stilvollen Ambiente des Rittersaals.

Traditionell endete der Lehrgang am Sonntag mit Iaido bzw. Kenjutsu unter der Leitung von Achim und Jan Vennemann. Wie üblich widmeten sich die Beiden nicht nur den Techniken, sondern vermittelten auch den Sinn und Hintergrund jeder Bewegung sowie die taktischen Überlegungen dahinter.

Text: Adam Kraska
Fotos: Aimée Ziegler, Markus Speckamp