Die Jugend des DFJJ NW e.V. zu Gast im Sauerland (26./27.9.2015)
125 Jahre TV Schmallenberg, die DFJJ Jugend sowie Integration und Inklusion durch Sport, eine runde Sache. Schmallenberg ist ein beschauliches Städtchen, dass sich jedoch – wie „früher“ bei den Römern und Galliern – als kleines wehrhaftes Örtchen entpuppt, welches sich mit legalen Mitteln (Kreisverkehr, Straßensperren, zu spät aufgestellter Umleitungsschilder und Navi-Wirrwarr-Störelektronik) unbeliebten Besuch (vmtl. Steuereintreiber) vom Leibe hält. Trotzdem konnten wir am Freitagabend dann um 19.00 UhrLeonie zum Geburtstag gratulieren und unsere erste Kennenlern-Trainingseinheit abhalten, bevor wir gegen 22.00 h im Dunkeln unsere Zelte auf dem Vereinsgelände des TV in Beschlag nahmen. Dass diesmal nur 2 Vereine am Jugendlehrgang teilgenommen haben ist zwar schade, hat den Spaß jedoch nicht getrübt.
Den TuS Rondorf aus Köln und den TV Schmallenberg verbindet seit rund 20 Jahren eine sportliche Freundschaft. 40 Jugendliche im Alter 13+ trainierten inklusiv und integrativ. Teens aus Flüchtlingsfamilien und sehbehinderte Teilnehmer fanden rasch ihre Partner für die Randori und manch neue Freundschaft entstand oder wurde im Randori auf Standfestigkeit geprüft.
Als Jugendwart, der die meisten Teens von klein auf her noch kennt, muss ich hier aber mal fragen: „Was gebt ihr Schmallenberger euren Jungs eigentlich zu essen? Soviel kann man doch in einem Jahr nicht an Längenwachstum und Masse zulegen- oder?“ Letztes Jahr reichten einem die Jungs gefühlt bis zum Bauchnabel und dieses Jahr muss man beim Sprechen den Kopf in den Nacken legen.
Am Samstag stand dann Sport pur auf dem Programm. Um 09.30 Uhr starteten wir unser „Teenager-Weichspülprogramm“. Als Referenten waren Jan (2. Dan Jiu Jitsu) aus Hamburg, Karl-Heinz (2. Dan Jiu Jitsu) und Verena (1. Dan Jiu Jitsu) aus Köln sowie Dimar (1. Dan Jiu Jitsu) aus Schmallenberg auf der Tatami. 90 Minuten Krafttraining, Koordinationsübungen und Fallschule standen als erstes auf dem Programm.
Drogenmissbrauch und Prävention stehen bei uns ebenfalls hoch im Kurs. Lustig wurde es daher als ich die Alkopop- und Cannabisbrillen auspackte und Fallschule und Techniken auf ihre Wirksamkeit unter „Alkoholeinfluss“ geprüft wurden. Wenn dieser sportliche Ausflug in die Drogenprävention auch nur einen Verkehrsunfall oder Sportunfall verhindert, haben sich die 1100 € Investition gelohnt.
Anschließend teilten wir die Teilnehmer in drei Gruppen auf und die themenorientierte Ausbildung startete. Jan hatte als Schwerpunkt seiner Station Pratzen in die SV integriert, so dass paarweise Kicks und Fauststöße am Partner mit „Schmackes“ geübt werden konnten. Verena pendelte mit der teilnehmerstärksten Gruppe und unterstützte an den Stationen und wurde überall etwas gequält. Dimar zeigte effektive SV – Techniken die das gesamte Jiu Programm (Hebel, Kicks, Würfe) beinhaltete (halt russische SV, kurz und knackig). Meine Station war den Nervendruckpunkten, Gegen- und Weiterführungstechniken gewidmet.
Nach jeweils 60 Minuten Stationsausbildung stand eine kurze Pause an, in der wir von den Müttern der Schmallenberger Teilnehmer mit Getränken, Kuchen und weiteren gesunden Sachen versorgt wurden. Um 16.00 Uhr endete der erste Teil dieses Trainingstages. Die Teilnehmer entschieden nach kurzer Abstimmung, dass die Zeit bis 18.00 Uhr für eine Trainingseinheit Grundschule (Karate, Judo, Hebel, Würger) genutzt werden sollte.
Nach fast 9 Stunden intensivem Training war dann auch die Luft raus und wir machten uns landfein, um an der 125-Jahr Feier des TV Schmallenberg teilzunehmen. Ich muss sagen: „Hut ab“. Salate, Fleisch, Kartoffeln und vieles mehr sorgten nebst (alkoholfreien) Getränken rasch für eine Wiederbelebung und ab 20.00 Uhr ging so richtig die Post ab. Viele Besucher aber auch ehemalige Lehrgangsteilnehmer nutzten die Gelegenheit zum Besuch und zum Plausch mit der Jugend.
Die 125-Jahrfeier mutierte langsam aber sicher zur Lehrgangs-Party. Mit „Sauerland…, Macarena, Hol das Lasso ein…“ und anderen eingängigen Songs wurde das Tanzbein geschwungen, bevor wir schlags kaputt um 00.30 Uhr in die Zelte krochen. Den Abend werde ich so rasch nicht vergessen, man ist halt keine 16 mehr.
Um 06.30 Uhr stand dann wecken und Ausrüstung verpacken auf dem Plan bevor es nach dem Frühstück wieder in die Sporthalle ging. Hier hatte ich dann Gelegenheit, mich vor Beginn der Kyu-Prüfungen beim 1. Vorsitzenden des TV Schmallenberg, Rolf Frigge, für die langjährige Gastfreundschaft zu bedanken. Begleitet von AC/DC brachte Jan die Mädels und Jungs auf Betriebstemperatur. Mit 4 Prüfern waren die anschließenden Gürtelprüfungen eine entspannte Angelegenheit und um 13.00 h konnten die Urkunden und neuen Gürtel feierlich überreicht werden.
Mein Resümee als Jugendwart des DFJJ NW e.V.: „Sport verbindet – über Grenzen hinweg.“
Wir haben eine taffe und weltoffene Jugend für eine starke Zukunft. Im Juni 2016 geht es für beide Altersgruppen zur Sportschule des Landessportbundes NRW nach Hachen/Sorpesee. Beide Gruppen werden im Feriendorf untergebracht. Die Kurzen (Alter 6 – 12) werden ein Wochenende Abenteuer- und Erlebnissport absolvieren, Motto „Piraten“. Wir werden in der Sporthalle aus allem was die Dreifachsporthalle an Material bietet ein riesiges Piraten-Kletterschiff basteln. Für die Teens (13+) habe ich einen Wassererlebnistag geplant. Segeln, surfen, paddling, Kanu/Kajak und Floßbauen stehen neben Jiu Jitsu und anderen Workshops auf dem Sportprogramm.
Und nicht vergessen: Im Wasser seid ihr Teil (meiner) Nahrungskette.
Text: Karl-Heinz Muhs
Fotos: Bianca / Holger Gernhold, Tim und Karl-Heinz Muhs, Markus Unger