Die Vielfalt der Kampfkünste – Budo-Camp auf Schloss Veldenz
Einen beliebten Höhepunkt unseres Veranstaltungskalenders bietet zweifelsohne das Budo-Camp auf Schloss Veldenz, welches in diesem Jahr vom 20. bis 23. Juni stattfand. Unter den Teilnehmern befanden sich nicht nur viele „Wiederholungstäter“ sondern auch ein paar neue Gesichter. Geboten wurde neben einem abwechslungsreichen Trainingsprogram mit hochkarätigen Referenten auch eine entspannte und erholsame Atmosphäre auf der malerischen Burg.
Donnerstag: im Zeichen des Jiu Jitsu
Der erste Trainingstag – denn angereist waren viele schon am Mittwoch – begann traditionsbewusst. Nach der standesgemäßen Begrüßung der Teilnehmer und Vorstellung der Referenten im prachtvollen Rittersaal begann das Training wie gewohnt mit Jiu Jitsu bei Dr. Heinrich Schorn. Dank seiner Vorliebe für Atemi-Waza sowie seiner medizinisch perfekt ausgeführten Hebel präsentierten seine Selbstverteidigungstechniken die volle Härte der „sanften Kunst“. Seine realitätsnahen Kombinationen beraubten die Angreifer jeglicher Motivation diese hautnah zu erleben.
Praxisnah ging es dann auch mit der Abwehr von Messerschnitten weiter. Unter der Leitung von Thomas Allenstein erarbeiteten alle Referenten und Lehrgangsteilnehmer dieses schwierige Thema gemeinsam. Diese spezielle Vorgehensweise hatte Thomas als Lehrwart absichtlich ausgewählt, um den Teilnehmern nicht nur eine Handvoll praktikabler Techniken, sondern auch eine klare Liste der „Dos“ und „Don’ts“ zu vermitteln. Dieser neue Unterrichtsmodus überzeugte die Budoka, denn er bot einen einmaligen Gedankenaustausch. So konnten alle Teilnehmer – unabhängig von ihrer Graduierung oder Erfahrung – ihre Gedanken und Ideen einbringen, um dann ein hilfreiches, objektives Feedback von dem Lehrwart, dem Prüfungswart sowie mehrerer Lehrkräfte zu bekommen.
Freitag: die Reise nach Westen
Der Freitag wurde genutzt, um einen Blick über den Tellerrand zu werfen – oder vielmehr über das Chinesische Meer, denn wir verließen die Welt der japanischen Kampfkünste. Die erste Einheit führte uns in Richtung China als Claudia von Lipinski uns die Bewegungslehre des Wushu näherbrachte. Um niemanden zu überfordern ließ sie die Kampftechniken der Arme weg und konzentrierte sich auf die Stände, die Bewegungen der Beine sowie die Gewichtsverlagerung durch Hüftbewegungen.
Anschließend führte uns unsere Bildungsreise auf die Philippinen, denn zum zweiten Mal beehrte uns Peter Rutkowski, um uns die philippinischen Kampfkünste zu vermitteln. Dank der Vorkenntnisse vom Vorjahr waren die meisten nicht mehr völlig überfordert angesichts der vielen schnell wirbelnden Arme und Stöcke. So konnte Peter das Programm ein wenig ausbauen und auch auf die Unterschiede zwischen klassischem und Modern Arnis eingehen. Nach dem Mittagessen ging die Reise nach Westen weiter, diesmal jedoch im wörtlichen Sinne – Michael Allenstein hatte wieder eine schöne Wanderung vorbereitet und so brachen wir nach Westen in Richtung der Mosel auf. In diesem Jahr verzichtete man jedoch auf eine Gruppenaufteilung und wir gingen alle zusammen, was zu einer sehr entspannten und harmonischen Atmosphäre führte.
Samstag: der Tag der Wandlungen
Da er unweit der längsten Theke der Welt lebt, lud Christian Busch die Teilnehmer in seinen – zugegebenermaßen recht imaginären – Pub ein, um ihnen Selbstverteidigung im Sitzen an einem Tisch näher zu bringen. Glücklicherweise erwiesen sich die eisernen Tische vor den Wohnhütten als äußerst stabil, so dass es ihnen nichts ausmachte, wenn die Angreifer unsanft darauf landeten. Mit viel Humor und Spaß wurde mit dem Angreifer tabula rasa gemacht, bevor es zu einer Kneipenschlägerei eskalieren konnte.
Bevor die Mittagssonne zu heiß wurde flüchteten die Teilnehmer in den Schatten des Waldes, wo Adam Kraska kurze und knackige Selbstverteidigung im Stand unterrichtete. Schnell zeichnete sich der rote Faden der Einheit ab: zuerst platziert man unter Selbstschutz seinen Ellenbogen auf einer empfindlichen Körperstelle des Angreifers, dann demonstriert man ihm die Vorteile verschiedener Genickhebel. Dabei griff Adam auf die Bewegungsabläufe von Claudias Bewegungslehre zurück und führte so die von ihr vermittelten Inhalte fort. Nach dem Mittagessen führte Peter Rutkowski den Unterricht in Modern Arnis fort und vertiefte die Kenntnisse der Teilnehmer. Auf Grund der deutlich anderen Konzepte und Bewegungsart stellt Modern Arnis für die meisten Jiu Jitsuka eine motorische Herausforderung dar, zugleich aber auch eine lehrreiche Bereicherung, von der man sehr profitiert.
Zum Abschluss des Tages legte man die Stöcke beiseite und griff zum Katana als Daniel von Ey die Schwerttechniken des Hoki Ryu demonstrierte. So faszinierend diese Waffe auch ist, so anspruchsvoll ist ihre Handhabung, wie sich immer wieder zeigt. Trotz der sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse der Teilnehmer sowie der motorischen Herausforderungen schaffte es Daniel souverän, allen einen Einblick in die Kunst des Schwertkampfes sowie die Eigenarten des Hoki Ryu zu vermitteln.
Sonntag: der Kampfkunst-Tempel im jungen Wald
Traditionsbewusst endete das Budo-Camp wie gewohnt mit einer Einheit Iaijutsu. Daniel von Ey baute auf den grundlegenden Bewegungen des Vortages auf und widmete das Training dem Kumi-tachi, also den Partnerübungen. Die komplexen, geschmeidigen Abläufe verlangten den Teilnehmern viel Konzentration ab, was den Trainingseifer nicht schmälerte.
Das abschließende Fazit aller Teilnehmer fiel einheitlich positiv aus:
die Mauern von Schloss Veldenz verbinden die meisten mit einer Fülle und Vielfalt diverser Kampfkunsttechniken sowie lehrreicher Erfahrungen. Zugleich bietet das am Hang gelegene und von Wäldern umgebene Gemäuer einen Rückzugsort, der Ruhe und Kraft spendet – ein Refugium, in das viele von uns noch oft zurückkehren werden.