Realistische Selbstverteidigung unter extremen Bedingungen

Realistische, praxisnahe Selbstverteidigung stellt für den DFJJ NW e.V. einen zentralen Schwerpunkt dar und ist somit ein oft wiederkehrendes Thema, sowohl im Trainingsalltag als auch auf Lehrgängen. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass bei der Selbstverteidigung in einem Ernstfall der immense Stress sowie die emotionale Belastung eine zentrale und nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Ebenso wenig entsprechen die äußeren Bedingungen bei einem solchen Ernstfall der gewohnten, optimalen Umgebung einer Trainingshalle. Im Rahmen eines fundierten Trainings müssen beide Faktoren sorgfältig berücksichtigt und entsprechend  geübt werden. Unter der erfahrenen Federführung von Christian und Sebastian Triestram (beide 6. Dan) fand am 8.2.2020 ein entsprechender Lehrgang in Düsseldorf statt, bei dem den Teilnehmern viel geboten – oder sollte man eher sagen: viel zugemutet – wurde.

Stephan Keldungs, 5. Dan, zeigte Abwehr gegen zwei Angreifer

Stephan Keldungs, 5. Dan, zeigte Abwehr gegen zwei Angreifer

Stephan Keldungs (5. Dan) thematisierte die Verteidigung gegen zwei Angreifer. Dabei betonte er, wie gefährlich eine solche Situation im Ernstfall sein kann und warnte die anwesenden Budoka davor, die Gefahr zu unterschätzen. Ebenfalls warnte er davor, sich in längere Kombinationen an einem Angreifer zu verstricken und somit dem anderen Gegner schutzlos auszuliefern. In den folgenden anderthalb Stunden demonstrierte Stephan, wie man sich verhalten sollte, wenn man aus zwei unterschiedlichen Richtungen angegriffen wird, um beide Angreifer im Blickfeld behalten zu können und wehrfähig zu bleiben. Das Üben der demonstrierten Techniken wurde den Teilnehmern jedoch merkbar erschwert: da Überfälle oft nachts bzw. in dunkler Umgebung stattfinden, wurde das Licht in der Trainingshalle vollständig ausgeschaltet. Damit endeten die Schikanen jedoch nicht, denn eine Fotografin umkreiste die Matte, so dass immer wieder unerwartete Blitzlichter die Teilnehmer blendeten und den Stresspegel erhöhten. Eine ausgiebige Pause mit Stärkung war nach der Trainingseinheit wirklich notwendig.

Adam Kraska, 5. Dan, zeigte wenig Erbarmen mit dem Gegner

Adam Kraska, 5. Dan, zeigte wenig Erbarmen mit dem Gegner

Adam Kraska (5. Dan) beschäftigte sich mit der Abwehr von Schlagkombinationen bzw. der raschen Abfolge von Stoßen und Schlagen. Dabei ging er auf grundlegende taktische Überlegungen, Körpersprache und Abwehrhaltung ein. Die von ihm vorgeführten Abwehrkombinationen bauten konsequent aufeinander auf. Im Fokus blieben die natürlichsten bzw. wahrscheinlichsten Reaktionen des Angreifers sowie die Anpassungsfähigkeit des Verteidigers, für den Fall des Scheiterns der beabsichtigten Technik. Adam warnte, dass in dem Stress eines Ernstfalls nur selten alles sofort so funktioniert, wie erhofft. Daher ist es beim Erarbeiten der Selbstverteidigungstechniken sehr wichtig, sich stets die Frage zu stellen, wie ein potentieller Angreifer wahrscheinlich reagieren wird, was dadurch bei der beabsichtigten Technik schief gehen kann und eine entsprechende Folgetechnik zu erarbeiten. Auch in dieser Unterrichtseinheit wurden die vorgeführten Techniken im Dunkeln geübt, doch dabei blieb es nicht. Nach ungefähr einer Stunde präsentierte Adam ein letztes Mal die von ihm unterrichteten Techniken und gab den Teilnehmern nun die Gelegenheit diese ausgiebig zu wiederholen. Dazu hüllte eine leistungsfähige Nebelmaschine innerhalb weniger Augenblicke die gesamte Halle in dichten Nebel ein und raubte den Teilnehmer die Sicht. Nur Augenblicke später dröhnte ohrenbetäubende Musik aus mehreren Lautsprechern und bunte Lichter verwandelten das Dojo in eine Disco. Ein grelles Stroboskop-Licht erschwerte das Training endgültig. Als Adams Einheit endete, waren alle Teilnehmer durch den Adrenalinstoß aufgedreht doch völlig erschöpft.

Dichter Nebel, Stroboskop, Lichtershow und laute Musik erschwerten das Training

Dichter Nebel, Stroboskop, Lichtershow und laute Musik erschwerten das Training

Trotz der massiven psychischen und emotionalen Belastung, welche die Teilnehmer erdulden mussten, hatten alle sichtlich viel Spaß und zeigten sich sehr begeistert dieser besonderen Erfahrung. Trotz der späten Stunde und der langen Heimfahrt blieben viele Teilnehmer noch, um sich in geselliger Runde bei einem heißen chinesischen Abendessen auszutauschen.